Gibraltar – Großbritannien in Kleinformat?
Zu einem Spanien-Rundtrip gehört ein Abstecher nach Gibraltar genauso dringend dazu wie Paella. Wer sich dieses kleine englische Überseegebiet entgehen lässt, der wird sich spätestens nach unserem Blogbeitrag darüber ärgern. Falls das nicht so sein sollte, dann schreiben wir wahrscheinlich einfach schlecht. In diesem Fall gib uns bitte umgehend Bescheid, denn dann sollten wir unseren Blog wohl lieber schließen. Na gut, jetzt versuchen wir mal unser Bestes.
Hallo, Du! Schön, dass Du dich zu uns verirrt hast! Wir sind Felix und Julia, zwei unglaublich reiseverliebte Menschen. Mehrere Jahre erkunden wir nun schon unseren blauen Planeten. Angefangen hat das Ganze mit .. mhm ja, wo hat das Ganze eigentlich angefangen? Vielleicht ist Felix’ Zeit in Australien schuld. Vielleicht auch unser gemeinsames Jahr in Madrid. Fakt ist: Die Reiselust ist da und sowas von unstillbar! Willst Du noch mehr über uns erfahren? Willst Du wissen, warum wir Secluded Time überhaupt gegründet haben? Dann lies doch einfach weiter!
Inhaltsverzeichnis
1. Der Grenzübergang
Gibraltar verfügt über kein Schengen-Abkommen! Das bedeutet, dass du beim Grenzübertritt etwas Zeit einplanen solltest. Zumindest zu Stoßzeiten wie Arbeitsbeginn oder Feierabend! Viele Spanier arbeiten auf der anderen Seite der Grenze. Morgens auf dem Weg zur Arbeit stehen sie in einer scheinbar endlosen Schlange. Abends wiederholt sich das Spiel in der anderen Richtung. Die zahlreichen Tagestouristen tragen natürlich ihren Teil dazu bei.
Warum Tagestouristen? Ganz einfach: Die Hotelpreise sind so überzogen, dass die meisten es vorziehen auf spanischer Seite zu nächtigen. Die Grenze selbst ist sowohl zu Fuß als auch mit fahrbarem Untersatz relativ schnell zu passieren. Wir mussten lediglich kurz unseren Ausweis vorlegen und wurden sofort weiter gewunken. Wie sich das aber in den Zeiten des Brexit nun entwicklen wird, sei mal dahingestellt. Genaueres wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Wir hoffen auf jeden Fall sehr, dass Gibraltar weiterhin so einfach zu bereisen bleibt wie bisher.
Kaum über die Grenze steht man unmittelbar vor dem ersten Highlight der kleinen, sympathischen Halbinsel. Dem persönlichen gibraltanischen Flughafen. Eine Landebahn, die mitten über eine vierspurige Straße führt. Sie endet und beginnt im Meer. Mit Pech muss man vor den geschlossenen Schranken einige Zeit warten, bis eine ankommende Maschine sichere Bodenhaftung gewonnen hat. Immerhin hat man dabei eine tolle Aussicht auf die Landung. Und so viele Flugzeuge kommen hier täglich auch gar nicht an.
Für uns ist die Schranke weit geöffnet und zu Fuß überqueren wir die breite Flugbahn. Ein ziemlich cooles Gefühl. Obwohl Flugangsthase Julia gleich meint, dass sie hier niemals landen oder abfliegen wollen würde. Was wenn der Pilot nicht rechtzeitig bremst? Dann macht das Flugzeug einen Hüpfer ins Meer. Aber wenn ein Pilot hierher fliegen darf, wird er bestimmt wissen, was er tut. Schließlich werden sie speziell für solche Situationen ausgebildet. Später vom berühmten Affenfelsen aus, kommen auch wir in den Genuss eine solche Landung mitverfolgen zu dürfen. Sieht wirklich super easy aus. Ohne Flugangst macht das möglicherweise sogar Spaß.
2. Spanisch oder britisch?
Bevor wir aber auf „The Rock“ kraxeln, sind wir zunächst ziemlich hungrig. In dieser interessanten Stadt, gibt es ungefähr alles zu essen. Ob Fish and Chips, Paella oder Fleischgerichte – hier werdet ihr garantiert fündig. Wir entscheiden uns aber – shame on us – für ein langweiliges jedoch super leckeres Curry. Indisch ist bei uns gerade hoch im Kurs. Und zumindest ist es einigermaßen bezahlbar. Gibraltar gilt zwar als Steuerparadies, da dort keine Mehrwertsteuer erhoben wird, aber abgesehen von den billigen Sprit-Preisen, haben wir selber wenig Schnäppchen entdecken können.
Beim Erscheinungsbild sind wir uns uneinig. Ist die Stadt jetzt typisch britisch oder ähnelt sie doch eher ihren spanischen Nachbarstädten? Die Architektur erinnert stark an Spanien doch so einige Details machen schnell klar, wo man sich befindet. Allein die Straßennamen zeigen definitiv die großbritannische Zugehörigkeit. Die Queensway Road ist hier nur eins von vielen Beispielen. Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind die obligatorischen, roten Telefonzellen. Wer in England selbst noch kein Foto mit den roten Ungetümen bekommen hat, kann sich hier mal ans Werk machen. Das auch noch ohne lange Warteschlange. Last but not least, wer kennt sie nicht, die typisch britischen Uniformen.
Trotzdem dürft ihr kein kleines London erwarten, denn das findet ihr garantiert nicht vor. London im Dauer-Sonnenschein wäre auch sowieso undenkbar. Dafür ist der Mix aus Englisch und Spanisch, den man in den Gassen hört, einfach mega cool. So gut wie jeder, der hier arbeitet, spricht beide Sprachen fließend. Super freundlich sind die meisten noch obendrauf. Auch wenn politisch nicht alles heile Welt zwischen den zwei aneinander grenzenden Gebieten ist, auf zwischenmenschlicher Ebene merkt man davon als Besucher rein gar nichts.
3. Gibraltars Attraktionen
Durch die hohen Häuserschluchten erhascht man immer wieder einen Blick auf die Hauptattraktion der Stadt: Den Affenfelsen! Offiziell „The Upper Rock“ oder auch „Der Felsen von Gibraltar“. Da wollen wir jetzt endlich hin.
Das Zentrum ist zwar ganz schön, aber auch nicht so wahnsinnig spannend. Die Innenstadt besteht aus einer großen Fußgängerzone, die mit den unterschiedlichsten Geschäften bestückt ist. Vor allem die kleinen Gässchen ab vom Trubel sind einen Blick wert.
Übrigens auch zu empfehlen ist der kleine botanische Garten in der Nähe der Cable Car-Talstation. Mit viel Liebe und Kreativität sind hier exotische Pflanzen versammelt worden. Toll für alle Fotografie-Begeisterten. Nicht jeder Abschnitt des Parks ist gleich umwerfend, aber man kommt immer wieder an Eckchen, die von einer ganz besonderen Schönheit zeugen. Mitunter findet man sich plötzlich in einem grünen Dschungel wieder. Da kann man schon mal vergessen, dass wir uns noch in Europa befinden. Sogar NOCH in der EU, aber das ist eine andere Geschichte.
Inzwischen haben wir die Innenstadt hinter uns gelassen. Auf in Richtung Natur! Wer die letzten frei lebenden Affen Europas besuchen möchte, der hat drei Möglichkeiten. Entweder steigt man in die Seilbahn – etwas teuer finden wir – oder schließt sich einer Gruppe an. Diese Gruppen haben den Genuss eines eigenen Fahrers, der seine Leute von A nach B kutschiert, um alle Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Möglichkeit drei – eindeutig unsere – ist alles selber erlaufen. Nur selber mit dem Auto Hochfahren ist tabu. Um die Natur zu schützen, dürfen lediglich Anwohner und ausgewählte Taxifahrer mit ihren Fahrzeugen den Felsen befahren. Das würde aber auch wirklich schnell ausarten, wenn die engen Straßen täglich von abertausenden Schaulustigen mit ihren schicken Kutschen überfallen werden würden. Auch für die Affen wäre das bestimmt nicht so angenehm.
Für alle fleißigen Wanderer gibt es mehrere Zugänge von der Stadt aus. Immer geht es erstmal etwas bergauf und bis zu den Affen muss man sich mit einigen Stufen auseinandersetzen. Dafür verbringt man so viel Zeit wie nur möglich auf diesem schönen Fleckchen Erde.
Wir laufen umgeben von Bäumen und Sträuchern im strahlenden Sonnenschein. Alle paar Meter müssen wir stehen bleiben. Die Ausblicke sind gigantisch. Die müssen fotografiert werden. Von weiter oben hat man den besten Blick auf die Stadt, die umliegende Küste uuund .. Afrika!! Gerade der Blick auf den afrikanischen Kontinent ist wirklich ein Höhepunkt von Gibraltar. Bei uns kommt sogar etwas Wehmut auf. Noch vor wenigen Wochen hatten wir die Ehre das schöne, orientalische Marokko bereisen zu dürfen. Wir wollen zurück! Für alle die noch nie in Afrika waren, fühlt sich das ferne Afrika plötzlich irgendwie gar nicht mehr so fern an. Direkt vor einem gelegen, nur durch das blaue Meer getrennt, wirkt es auf einmal greifbar nah. Als wäre man in weniger als einer Stunde dort. Und das stimmt auch! Mit der schnellen Fähre braucht man gerade mal sechzig Minuten über die „Straße von Gibraltar“. Wir sind zwar nicht direkt von der britischen Halbinsel aus gestartet, aber der große Hafen von Algeciras liegt nur unweit von Gibraltar entfernt.
Als die Sonne uns irgendwann zu stark brutzelt, ziehen wir uns in den Schatten der Bäume zurück. Auch abseits der asphaltierten Straßen gibt es kleine Wege. Die ähneln allerdings eher Trekking-Pfaden als ausgeschilderten Wanderwegen. Festes Schuhwerk und etwas Ausdauer sind von Vorteil. Sonst bleibt ihr eben einfach auf den Hauptwegen.
4. Die Affen sind los
Wir verspüren jedoch Lust auf etwas Idylle – weg von den vielen anderen Besuchern – und biegen von der großen Straße ab. Schon bald wird der anfänglich noch breite Pfad zu einer dünnen zertrampelten Spur durchs Gras und wir müssen uns ab und an sogar durchs Gebüsch schlagen. Dafür wird der Ausblick immer besser und wir haben ihn ganz für uns alleine! Sogar ein kleiner Bunker aus dem zweiten Weltkrieg liegt abseits der Wege.
Nach einem ausgiebigen Schlenker durch die wilde Natur des einmaligen Felsens von Gibraltar, führt unser schmales Pfädchen schließlich zurück auf die Hauptstraße, direkt unterhalb der Affentreppe! Was ist die Affentreppe fragt ihr euch? Das ist eine wahnsinnig lange und steile Treppe entlang des „Charles V Wall“, die einen nach oben zum offiziellen Futterplatz der Pelzmäuler bringt. Spätestens dort werdet ihr euch vor neugierigen Affennasen kaum mehr retten können! Achtung, passt gut auf eure Taschen, Rucksäcke und Sonnenbrillen auf. Der eine oder andere Affe ist ein ausgefuchster Langfinger. Schneller als man gucken kann, verschwinden Leckereien aus jedem versehentlich offen gelassenen Seitenfach.
Aber auch schon auf der Treppe selbst, haben es sich einige Affen gemütlich gemacht. Das Schönste ist, dass sie hier teilweise mit ihren Jungtieren kuscheln und uns erlauben tolle Fotos von ihnen zu schießen. Einer ist sogar ein richtiges Model-Profi. Er scheint wahrhaft Spaß daran zu finden sich immer wieder neue Posen und Gesichtsausdrücke zu überlegen. Da die Treppe so steil und so lang ist, ist man da auch mit den Affen noch ziemlich ungestört.
Oben angekommen können die flinken Tierchen sich vor Betrachtern kaum retten. Das wird vor allem den Jüngeren etwas zu viel. Deshalb ist es wichtig ihre Rückzugsorte zu respektieren und ein Tier, das dabei ist sich zurück zu ziehen, nicht zu verfolgen. Andere Äffchen wiederum bekommen von der Aufmerksamkeit gar nicht genug. Sie klettern jedem, der ihnen seinen Rücken anbietet, mit Begeisterung auf die Schultern, von wo aus sie die Aussicht genießen. Man kommt schnell in Versuchung ihnen das ein oder andere Leckerli zuzustecken – was dem Touristen eigentlich durch Schilder verboten ist. Jedem, der einen solchen Kletteraffen auf seinen Rücken lässt, sei folgendes gesagt: Passt auf eure Finger auf! Affen zwicken nun mal gerne!
Was bei all der Affenguckerei zu kurz kommt, ist eindeutig der Ausblick. Schon die ganze Treppe nach oben, haben wir ihm immer wieder staunend – mit dem Auge am Sucher – Respekt gezollt. Am frühen Nachmittag steht die Sonne noch hoch am Himmel und das Meer glitzert sich einen ab. Delfine sieht man zwar leider nicht springen, doch es wäre sehr gut vorstellbar, dass sie das irgendwo zwischen uns und Afrika tun. Nicht umsonst starten Schiffstouren von Gibraltar aus, um Wale und Delfine in ihrer freien Wildbahn zu erleben. Was haltet ihr von solchen Touren? Ist das überhaupt fair den Tieren gegenüber? Die gleiche Frage stellen wir uns auch bezogen auf die Affen. Ist es okay mit ihnen als Hauptattraktion zu werben oder sollte ihnen nicht viel mehr Rückzug gewährt werden. Nicht jeder Besucher weiß, wann es genug ist!
Später mit der untergehenden Sonne neben dem Felsen laufen wir gemütlich zurück in Richtung Innenstadt und Auto. Einen kurzen Abstecher wollen wir jedoch noch machen. Sowohl den Ostteil als auch die Südspitze haben wir noch völlig vernachlässigt. Wie sollen wir denn von einem Ort berichten, wenn wir uns nicht alles angesehen haben. Euch zur Liebe holen wir das jetzt also noch nach.
Den Rest erkunden wir jetzt aber gemütlich mit dem Auto. Nach all der Lauferei sind wir etwas müde geworden. Unterhalb der Ostseite des Felsen führt eine dünne Straße vor an die Spitze. Der Osten liegt in großer Ruhe und im Schatten da. An dem einzigen ernst zu nehmenden Strand wartet eine größere Anzahl an Apartments auf die Hauptsaison und ihre Touristen. Auch einige Gibraltaner bevorzugen die stille Ostseite als Wohnort. Trotz allem wirkt dieser Teil der Halbinsel verlassen. Ein Tunnel noch und dann sind wir schon an der Spitze. Die letzten Attraktionen warten auf uns. Sowohl der Leuchtturm als auch die „Ibrahim-al-Ibrahim“ Moschee sind ebenfalls beliebte Ziele für Gibraltar-Ausflügler. Im Frühling blühen wilde lila Blumen. Ihr Anblick erinnert ein wenig an die Nordküste Spaniens.
Noch ein letzter Blick zurück auf „The Rock“. Jetzt wo wir ihn erklettert haben, wirkt er aus irgendeinem Grund noch majestätischer und alles an ihm sagt „Bis bald, ihr zwei!“