Cinque Terre in Italien – machbar trotz Corona? Ein persönlicher Bericht
Reisen ist für viele eine Herzensangelegenheit. Wie auch für uns. Aus diesem Grund halten wir es für hilfreich hier und heute unsere aktuellsten Erfahrungen zu schildern, was das Reisen trotz Corona angeht. Mach dich bereit für ein Resümee unseres Roadtrips in die Cinque Terre. Wer sie noch nicht kennt: Die Cinque Terre liegt an der Italienischen Riviera und besteht aus fünf farbenfrohen Fischerdörfchen. Die Dörfchen sind durch Steilhänge voneinander isoliert und nur per Zug, Boot, Wanderung oder über kurvige Küstenstraßen zu erreichen. Lange verweilten die fünf Perlen Italiens dank ihrer einsamen Lage in stiller Abgeschiedenheit. Inzwischen zählt die Cinque Terre jedoch zu den beliebtesten Urlaubszielen im Norden Italiens.
Wichtig: Bevor wir loslegen, möchten wir unbedingt noch anmerken, dass dieser Artikel lediglich unsere Erfahrungen schildert. Er soll dir und anderen dazu dienen sich durch unsere Augen ein Bild von der Situation vor Ort machen zu können. Was dieser Bericht jedoch nicht kann, ist Fallzahlen zu liefern oder eine klare Einschätzung der Gefahrenlage zu treffen. Dazu sind wir nicht qualifiziert und die Lage kann sich sowieso mit jedem neuen Tag ändern. Vor deiner Abreise solltest Du unbedingt eine eigene Recherche zu Fallzahlen und Regeln vor Ort durchführen. Ob dein Reisziel zu den Risikogebieten zählt, erfährst Du zudem auf der Seite des RKIs. Am Ende des Artikels haben wir ein paar Maßnamen für dich aufgeführt, die wir selber auf unserer Reise angewandt haben. Und bitte denk immer daran: Du bist dafür verantwortlich dein Handeln so auszurichten, dass Du keine Gefahr für andere wirst.
Hallo, Du! Schön, dass Du dich zu uns verirrt hast! Wir sind Felix und Julia, zwei unglaublich reiseverliebte Menschen. Mehrere Jahre erkunden wir nun schon unseren blauen Planeten. Angefangen hat das Ganze mit .. mhm ja, wo hat das Ganze eigentlich angefangen? Vielleicht ist Felix’ Zeit in Australien schuld. Vielleicht auch unser gemeinsames Jahr in Madrid. Fakt ist: Die Reiselust ist da und sowas von unstillbar! Willst Du noch mehr über uns erfahren? Willst Du wissen, warum wir Secluded Time überhaupt gegründet haben? Dann lies doch einfach weiter!
Inhaltsverzeichnis
1. Unser erster Eindruck
Puh, ist das voll hier. Wir sind äußerst überrascht. Wir haben mit Ruhe gerechnet, wenig Betrieb und romantischen, einsamen Fischerdörfern. Nichts dergleichen erwartet uns. Es herrscht Hochbetrieb. In Levanto, einem Nachbarort der Cinque Terre Dörfer, werden wir an gleich vier Campingplätzen – sprich an allen in Levanto – wegen Überfüllung abgewiesen und parken unser Auto schließlich auf einem öffentlichen Parkplatz vorne am Strand. Neben uns stapeln sich die Camper, die ihre Nacht ebenfalls hier verbringen werden. Freistehen ist in Italien eigentlich strikt verboten, aber nachdem die Polizei mehrfach an uns vorbei patrouilliert ist, ohne irgendetwas zu unternehmen, schließen wir daraus, dass wir hier anscheinend geduldet werden. Was sollen sie denn auch machen, wenn all die Campingplätze heillos überfüllt sind?!
Ein Blick auf die Kennzeichen unserer Nachbarn verrät uns, dass die Cinque Terre momentan von Deutschen dominiert wird. Dieser Eindruck bestätigt sich in den nächsten Tagen. Wo immer wir hingehen, von irgendwoher erklingt mit Sicherheit ein Fetzen deutscher Sprachlaute zu uns herüber. Scheinbar hat jeglicher Deutsche, der einen Camper besitzt, sich in Richtung Italien aufgemacht.
Im Gespräch mit einem Einheimischen erfahren wir, dass Corona die Cinque Terre als Reiseziel wohl nicht allzu lange außer Gefecht gesetzt hat. Kurz nach der Grenzöffnung blieb es noch eine gewisse Weile ruhig, aber dann sind die Reisenden mit aller Deutlichkeit zurückgekehrt.
2. Masken, Abstand und weitere Regeln
Nach wie vor gelten in Italien Masken- und Abstandsregeln. Der Mindestabstand beträgt an den meisten Orten einen Meter und Mund-und-Nasen-Schutz muss in der Cinque Terre nicht nur in geschlossenen Räumen, sondern auch an öffentlich zugänglichen Plätzen rund um die Uhr getragen werden. Das bedeutet, dass wir unsere Gesichter fast den kompletten Tag hinter einer Maske versteckten. In den Altstädten, beim Sightseeing, in Museen, beim Pizza holen, im Duschhaus auf dem Campingplatz und an vollen Stränden. Nur beim Wandern, in entlegeneren Regionen und wenn weit und breit kein Mensch zu sehen ist, verzichteten wir auf diese Maßnahme.
Mit der Zeit nervt es gehörig permanent so ein Ding im Gesicht kleben zu haben. In Deutschland haben wir noch nie so lange am Stück eine Maske getragen. Hinzukommt: Es ist stickig und unpraktisch beim Fotografieren. Aber Regeln sind Regeln. Und als Gast in einem Land hat man diese natürlich zu respektieren! Wer Urlaub in Italien macht, der sollte sich vorher gut überlegen, ob er bereit ist, die Corona Maßnahmen in vollem Umfang zu befolgen. Ansonsten ist es zuhause auf der Couch auch schön – dort gelten deine eigenen Regeln.
Auf dem Campingplatz nehmen die Inhaber sowie Angestellten es übrigens stets sehr genau. Trägt ein Besucher beispielsweise in den Sanitäranlagen keine Maske, wird er streng darauf hingewiesen. Außerdem stehen überall Desinfektionsspender zur Verfügung, die Duschhäuser dürfen nur von einer beschränkten Personenanzahl gleichzeitig betreten werden und wenn möglich sind Ein- und Ausgänge voneinander getrennt.
Das Einkaufen gestaltet sich ein wenig umständlich: Die Supermärkte in den Fischerdörfchen sind zumeist so klein, dass nur sehr wenige Personen auf einmal hineindürfen. Das führt während der Stoßzeiten zu langen Warteschlangen. Kommst Du jedoch in den späten Abendstunden oder am frühen Morgen, geht es normalerweise recht schnell.
3. Verhalten der Einheimischen und Touristen – Werden die Corona-Regeln in der Cinque Terre respektiert?
Unseres Eindrucks nach ist die Akzeptanz der Maßnahmen ähnlich wie bei uns in Deutschland einzuordnen. Der Großteil hält sich daran – zumindest in einem gewissen Rahmen – und manche eben nicht. Vor allem die Masken werden fast ausnahmslos getragen und den obligatorischen Kinnschutz – Maske unterhalb der Nase – sieht man sogar weitaus seltener als bei uns. Die Sache mit dem Abstand hingegen würden wir als gescheitert bezeichnen. Wie soll das in den engen Gässchen der Fischerdörfchen bei dem Andrang auch wirklich überzeugend funktionieren? Es kommt häufig vor, dass man angerempelt wird oder sich durch ein Meer aus Menschen drängeln muss. Dann heißt es Luft anhalten und durch.
Vergleicht man das Verhalten der Einheimischen unterm Strich mit dem der Touristen, dann schneiden die Touristen um einiges schlechter ab. Die Italiener scheinen den Regeln eine Menge Toleranz und Verständnis entgegen zu bringen, wohingegen der ein oder andere Besucher eindeutig zu lasch damit umgeht. Das fällt uns vor allem in dem Zusammenhang auf, dass die Italiener ihre Masken auch tragen, wenn Du sie weit abseits der Hauptstraßen antriffst. Die meisten Urlauber dagegen holen ihre Masken erst hervor, wenn es klar ins Gedränge geht. Manche lassen sie selbst dort vermissen.
Teilweise beobachteten wir allerdings auch bei den Einheimischen seltsame Angewohnheiten. Ein gutes Beispiel dafür liefern Restaurantbesuche. Solange die Kellner sich mit dir unterhalten, tragen sie ihre Maske super brav und konsequent. Doch sobald sie sich abwenden, wird die Maske heruntergezogen. Auch wenn sie sich beispielsweise gerade über deine Pizza beugen, um sie zu schneiden, oder sie nur wenige Meter Abstand zu dir haben. Von diesem Verhalten waren wir nicht allzu überzeugt und so sind wir schnell dazu übergegangen uns vermehrt mit dem Campingkocher zu versorgen.
4. Tricks für deine persönliche Sicherheit
Wie immer und überall gilt, dass in erster Linie Du selbst für deine Sicherheit und Gesundheit verantwortlich bist. Wer vernünftig und mit Voraussicht reist, der wird höchstwahrscheinlich unbeschadet nach Hause zurückkehren.
Vernünftig reisen trotz Corona bedeutet für uns, dass wir dieselben Sicherheitsmaßnahmen treffen, die wir auch zuhause befolgen. Das heißt, wir waschen uns gründlich – vor jeder einzelnen Mahlzeit – die Hände, meiden Menschenmassen ebenso wie öffentliche Verkehrsmittel und gehen nur in Ausnahmefällen und wenn an der frischen Luft essen. Doch wie genau setzen wir das im Urlaub um?
Ein Waschbecken steht auf einer Reise natürlich nicht durchgängig zur Verfügung. Deshalb haben wir uns zwei Alternativen überlegt. Zum einen haben wir immer ein Desinfektionsmittel im Gepäck, das ausdrücklich gegen Viren wirkt, zum anderen befüllen wir einen großen Wasserkanister und legen uns umweltverträgliche Seife ins Auto. Diese Maßnahmen ermöglichen eine gründliche Reinigung der Hände zu jeder Zeit.
Mit den Menschenmassen sieht es schon etwas anders aus. So ganz komplett vermeiden lassen die sich weder zuhause noch im Ausland. Jedoch kann man die Kontakte auf ein notwendiges Maß reduzieren. Hier ein Beispiel: Die Fischerdörfer der Cinque Terre bereist man eigentlich am besten mit dem Zug. Innerhalb von wenigen Minuten gelangst Du bequem von Ort zu Ort und es ist nicht einmal teuer. Von Monterosso zum Nachbarort Vernazza brauchst Du beispielsweise um die fünf Minuten mit dem Zug – mit dem Auto sind es über dreißig.
Der Zug ist zu Saisonzeiten jedoch unglaublich voll. Deswegen haben wir dieses Mal komplett darauf verzichtet. Stattdessen sind wir ins Auto gestiegen und mühsam die Kurven oberhalb der Küste entlang gegurkt. Wir haben weit außerhalb geparkt, um keine Parkgebühren zu zahlen, und sind auf langen Spaziergängen zu den Dörfern hinabgestiegen. Auf diese Weise haben wir alle fünf Dörfer erkundet. Mitunter war es etwas unpraktisch, vielleicht sogar ein wenig nervig, aber es war eben ein Kompromiss. Einer der es uns ermöglicht hat diese Reise zu machen, ohne dabei übermäßig viele Kontakte in geschlossenen Räumen einzugehen.
Auch auf Restaurantbesuche haben wir größtenteils verzichtet. Wir gestehen aber ehrlich ein, dass uns der schmackhafte Pizzaduft das ein oder andere Mal hat schwach werden lassen. Trotzdem haben wir diesen Urlaub vor allem auf die Fähigkeiten unseres Campingkochers zurückgegriffen und uns von den Restaurants so gut es ging ferngehalten.
Ganz ähnlich sind wir mit Supermärkten verfahren. Wir haben stets versucht uns für mehrere auf einmal Tage einzudecken, haben unseren Proviant gut eingeteilt und dementsprechend so selten wie möglich eingekauft. Das funktioniert am besten, wenn Du hauptsächlich einfache, vegetarische Gerichte (Nudeln, Couscous, Gemüsepfanne, …) kochst und zudem Getränkereserven anlegst.
All diese Maßnahmen erscheinen dem einen wahrscheinlich nur als Tropfen auf dem heißen Stein, während andere sie als wahnsinnig übertrieben einstufen. Das ist nun mal so. Momentan sind sich die Menschen kaum in etwas einig. Sind sie das überhaupt jemals? Ist ja eigentlich auch egal! Fakt ist, dass wir alle mit dieser Pandemie umgehen und unseren persönlichen Weg damit finden müssen. Dabei sollte weder der eigene Schutz noch die Freude, noch die Rücksicht auf andere zu kurz kommen. Maßnahmen sind gut und nötig – auch wenn die wenigsten von uns beurteilen können, was davon wirklich etwas verändert. Wir persönlich haben beschlossen unser Möglichstes zu tun und darüber hinaus das Beste aus dem zu machen, was wir haben.
5. Unser Fazit: Cinque Terre trotz Corona!
Danke, Du wunderschönes Italien! Wir haben uns permanent sehr wohl und sicher mit dir gefühlt und würden unter gleichbleibenden Umständen sowie mit derselben Vorsicht auf jeden Fall wiederkommen. Natürlich wäre das Reisen ohne Corona weitaus erfreulicher sowie komfortabler, aber es ist eben wie es ist.
Dieses Jahr waren wir nun dreimal in Italien. Zweimal davon in Südtirol plus der aktuelle Cinque Terre Roadtrip. Jedes Mal sind wir wohlbehalten zurückgekehrt. Das wichtigste ist unserer Meinung nach Gewissenhaftigkeit: Plane bei einer Verschlechterung der Lage notfalls auch kurzfristig um, sei stets rücksichtsvoll, halte dich an die Regeln und meide wann immer möglich Menschenmassen.
Tipp: Mehr Berichte über Reisen zu Corona-Zeiten findest Du bei der Blogparade vom Fernwehblog.
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4 KOMMENTARE
Hey :)
Ich plane mit meinem Freund ebenfalls in ein paar Wochen nach Cinque Terre zu fahren. Die einzige Sache, die uns sorgen bereitet sind die duschmöglichkeiten. Ihr spracht von Duschhäusern. Wie genau kann man die denn finden?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen 😊
Ganz liebe Grüße
Liebe Debby,
entschuldige die verspätete Antwort, wir waren selbst gerade unterwegs.
Mit den Duschhäusern haben wir in erster Linie die Sanitäreinrichtungen auf den Campingplätzen gemeint. Alternativ ist am Strand – jedenfalls am Strand von Levanto – eine kostenlose Außendusche zu finden. Natürlich leider nur mit kaltem Wasser.
Ich wünsche euch einen tollen Urlaub!
Liebe Grüße, Julia
hallo, wann wart ihr in Cinque Terre? denn der Bericht ist vom 5. Oktober und da wundert es mich sehr, dass da soviele Touristen waren. Da sind doch keine Ferien?
wir fahren am kommenden Samstag zum ersten Mal hin und sind sehr gespannt.
Hallo Margret,
wir waren Ende September dort. Wir denken es war einerseits so voll, weil es eben aktuell für viele Reisende nur wenig Auswahlmöglichkeiten gibt, und andererseits herrschten genau zu der Zeit perfekte Surfbedingungen in der Region – das zieht auch außerhalb der Ferien viele Besucher an.
In den letzten Tagen wurde es allerdings auch etwas ruhiger. Wir können uns gut vorstellen, dass inzwischen vergleichsweise wenig los ist..
Wir würden uns über einen Bericht deinerseits freuen.
Liebe Grüße, Julia & Felix