Eine stürmische Nacht in der Sahara – Teil 3
Wer träumt denn nicht von einem endlosen Sandkasten? Von goldgelben Dünen groß wie Wolkenkratzer? Wir jedenfalls schon! Lass dich von uns in die Wüste entführen und begleite uns auf unserer ersten Begegnung mit den riesigen Sandbergen Marokkos! Am Ende des Tages werdet ihr euch wünschen für immer zu bleiben. So ging es jedenfalls uns.

Wie Du vielleicht noch aus unserem letzten Teil des Abenteuers weißt, sind wir zuletzt in einem schicken Hotel mit Pool in dem Oasen-Ort Zagora untergekommen. Wir wollten uns ausnahmsweise mal ein klein wenig Komfort gönnen, bevor es heißt „Achtung vor den Schlangen“! Hier können wir euch aber auch gleich mal beruhigen. Auch wenn Julias Kopf mal wieder in den düstersten Farben ausgemalt hat, auf welche schrecklichen Tiere wir in der Wüste treffen werden, waren letztendlich die einzigen tierischen Wesen Dromedare und unzählige Skarabäus-Käfer! Und vor denen braucht man wirklich keine Angst haben!
Mit einem leckerem Frühstück im Bauch besteigen wir unseren Jeep. Gemeinsam mit einem anderen Paar werden wir Richtung Wüste chauffiert. Widerwillig haben wir uns entschieden die Sahara nicht auf eigene Faust zu erkunden. Wer noch keine Erfahrung mit der Wüste und der Orientierung im kilometerweiten Nirgendwo hat, der sollte sich nach einem professionellen Begleiter umsehen. In unserem Fall ist das Youssef. Ein sehr netter Marokkaner, der uns mit Freuden von seinem Land erzählt.
Kaum haben wir Zagora hinter uns gelassen, werden wir auch schon wieder aus dem Auto gejagt. Wir hatten es uns doch gerade erst bequem gemacht .. ! Die hübsche Kulisse um uns herum kann uns aber überzeugen. Kamera an und los! Wir haben die Ehre eine unterirdische Stadt und eine Keramik-Fabrik zu besuchen. Okay, okay, wir sind ehrlich mit euch. Die Stadt befindet sich nicht unter der Erde, sondern sie besteht lediglich aus einem verzweigten Schächte-System und mehreren Etagen. Trotzdem ziemlich cool.

Als wir endlich wieder alle im Auto sitzen und die Trinkgelder verteilt sind, wächst unsere Ungeduld auf die nahen Sandberge. Wir wollen ankommen! Tja, ganz so einfach ist das aber nicht. Und schnell geht es schon gar nicht. Vor allem nicht, wenn plötzlich eine Masse Schafe und ihr Hirte einen gemütlichen Spaziergang auf der Fahrbahn unternehmen. Ruhe bewahren, so ist Marokko eben! Wir Deutschen mal wieder mit unserer übertriebenen Hektik. Relaxen, abschalten und geschehen lassen. Dieses Mantra hilft! Die nächsten vierzig Minuten genießen wir Blicke über trockene Ebenen und eine rasante Fahrt (O-Ton Youssef: „Better drive fast!“) zum Ziel unserer Herzen!
Kurz vor dem offiziellen Ende der Straße geraten wir in eine Polizei-Kontrolle. Zum allerersten Mal während unseres Aufenthaltes werden wir angehalten und müssen unsere Pässe vorzeigen. Die Marokkaner schauen schon ziemlich genau hin, wer da in die Wüste geht – und übrigens auch wer zurückkommt. Sehr vernünftig, finden wir! Und fühlen uns gleich noch besser aufgehoben.

Über sandigen Untergrund gleiten wir dahin. Die Umgebung ist fotographisch einladend. Inzwischen haben wir die befestigte Straße hinter uns gelassen. Doch, hmm, der Himmel verdunkelt sich zunehmend. Schließlich machen wir unser geplantes Picknick. Es gibt leckere Sandwiches. Wobei die so riesig sind, dass ihnen die Bezeichnung Sandwich gar nicht ganz gerecht sind. Gefüllt mit Tomaten, Hühnchen, Salat und Pommes – ja, Pommes! – lassen wir uns die gigantischen Brote schmecken. Die Bissen werden ab und an durch eine gehörige Portion Sand verfeinert. Inzwischen ist ein starker Wind aufgezogen. Immer wieder wirbelt der Wind den umliegenden Sand hoch. Auch Youssef beobachtet besorgt das Wetter. Noch vor einer halben Stunde hatten wir Sonnenschein und Windstille. Heftig, wie schnell das hier umschlägt. „Das könnte sich zum Sandsturm entwickeln.“ meint er nun. Das kann ja noch spannend werden. Ein echter Sahara-Sturm!

Die nächsten Stopps sind schnell abgearbeitet. Kurz halten wir in einer grünen Oase und anschließend gibt es Tee bei einer Normaden-Familie. Obwohl der Tee wirklich lecker schmeckt, ist das der einzige Teil des Tages, den wir nicht genießen können. Wir fühlen uns so dermaßen unwohl. Das liegt nicht daran, dass wir kein Interesse am Heim der Normaden haben, sondern daran, dass wir uns wie Eindringlinge fühlen. Die Normaden-Familie hat sichtbare Skrupel dabei uns ihr kleines Reich zu zeigen und das jüngste Kind wirft uns verschreckte Blicke zu. Die Verständigung klappt auch sehr schlecht, da sie nur die Sprache der Berber beherrschen. Wir halten uns freundlich im Hintergrund und lassen ihnen ihre Privatsphäre. Unsere Meinung dazu: Wenn die Familie sich nicht gut dabei fühlt ihr Zuhause zu zeigen, sollte man ihnen besser keine Touristen mehr vorbei bringen.
„Schaut da, schaut raus!“ Oha, da sind sie! Endlich! Unsere haushohen Dünen von „Erg Chegaga“ liegen direkt vor uns. Nur haushoch? Nein, quatsch! Die müssen noch viel höher sein! Und wunderschön! Müde und glücklich kommen wir wenige Zeit später in unserem Wüstencamp an. Das Camp besteht aus einem riesigen Essenszelt, es gibt ein improvisiertes Bad und fünf Schlafzelte mit luxuriösen Betten. An Ausruhen ist jedoch nicht zu denken. Wir müssen los! In die Dünen. Die Sandberge erkunden. Und den Sonnenuntergang sehen. Da haben wir aber leider gegen das Wetter gewettet. Gerade noch schienen sich die Wolken zu lichten und der Wind abzuflauen Diese kurzzeitige Schwäche muss nun wieder ausgeglichen werden! Mit aller Kraft wird gepustet. Von allen Seiten peitscht der Sand. Mitten in unsere Gesichter. Das tut wirklich ganz schön weh. Wir kämpfen uns trotzdem weiter! Wenn wir hier sind, dann wollen wir unsere Zeit auch ausnutzen. Egal wie das Wetter ist! Die nächste kurze Windstille nutzen wir für eine schnelle Fotorunde. Gleich darauf jedoch müssen wir die Kamera in höchster Eile einpacken, da sie sonst vom Sand gefressen worden wäre.

Immer wieder sinken wir fast bis zu den Knien ein. Es geht hoch und runter. Der Sturm lässt nicht nach. Wir laufen eine halbe Ewigkeit. Ein Sandberg folgt auf den anderen. Lustig ist es auch sich eingekugelt die Hänge hinab zu stürzen. Sand haben wir sowieso schon überall in unserer Kleidung. Bis zum Sonnenuntergang halten wir durch! Über der endlosen Weite und den unzähligen Hügeln sehen wir den großen Feuerball verschwommen in einer bauschigen Wolke verschwinden. Das entspricht zwar nicht der Vorstellung eines perfekten Sonnenuntergangs, aber wir schätzen eben, was wir kriegen. Dann reicht es uns aber. Der Sand zerkratzt uns weiterhin erbarmungslos unsere Haut. Wir stapfen also zurück. Im Hauptzelt ist der Tisch bereits gedeckt. Wir sind fast die einzigen Gäste im Lager. Der sympathische Koch bringt uns bald sein persönliches Meisterwerk. Eine leckere Tajine bestehend aus Hühnchen, Kartoffeln und weiterem Gemüse. Dazu gibt es – wie sollte es anders sein – heißen Minztee. Später kriechen wir mit gefüllten Mägen und zufrieden unter unsere Decken. Der nächtliche Sternenhimmel über der Sahara ist der absolute Wahnsinn. Perfekt für romantische Spaziergänge unter blinkenden Lichtern und Nachtaufnahmen.


Der nächste Morgen ist da und der Sturm von gestern hat sich endgültig verabschiedet. Wir sind als allererstes wach und noch vor Sonnenaufgang auf den Beinen. In absoluter Stille begrüßen wir den Tag. Die Wüste liegt völlig unberührt vor uns. Der Himmel ist noch gräulich aber der Sand glänzt schon. Wir machen die ersten Schritte des Tages. Um uns herum stehen die Dromedare langsam auf. Wir hören sie scharren und brummeln. Wir laufen weiter und weiter. Wir klettern immer höher. Die Dünen sehen aus als würden sie Feuer fangen. Sie glühen und leuchten in den zarten Sonnenstrahlen. Diese Idylle. Irgendwann befinden wir uns auf einem der höchsten Sandberge. Wir setzen uns und lassen die Unendlichkeit auf uns wirken. Mit Worten lässt sich das nicht beschreiben. Die Natur kann Wunder bewirken. Dieser Moment macht das Wunder greifbar für uns. Wir schauen in die Ferne und die Sonne wärmt unsere Gesichter.